Bericht vom Tierrechtskongress in Wien

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Vom 8. bis am 11. Dezember 2011 fand in Wien der vierte Tierrechtskongress Österreichs statt. Organisiert wurde der Anlass vom VGT und der VGÖ und zog über 500 Personen aus dem In- und Ausland an, die sich jeweils auf die drei Vortragssäle sowie diverse Infostände verteilt haben. Das Programm war kompakt und bot viel Input für Herz und Hirn.

Marielle und Raphael von der VGS sind nach Wien gereist und fassen im Folgenden ihre Eindrücke zusammen.

Die historisch-philosophische Perspektive erstreckte sich von den Anfängen der dokumentierten Mensch-Tier Beziehung in der Antike über das Konzept der Seele bei Descartes bis hin zu Zukunftsperspektiven der Tierhaltung. Anspruchsvoll und abwechsungsreich waren die Beiträge. Robert Garner thematisierte die grundsätzliche praktische Umsetzbarkeit einer Theorie, während Martin Balluch über das zentrale Konzept der Autonomie bei den Rechten für Tiere referierte. Auch ein Beitrag über differenzierte christliche Positionen zu ethischen Fragestellungen forderte den Geist heraus und brachte weitere Denk-Ansätze ein. Im Weiteren wurde die gesellschaftliche Natur von Mensch-Tier-Verhältnissen in Beiträgen aus dem Bereich der Human-Animal Studies erläutert und auch das Konzept der Unity Of Oppression wurde der interessierten Zuhörerschaft näher gebracht.

Parallel dazu gab es sehr konkrete Veranstaltungen für die Umsetzung einer veganen Lebensweise im Alltag. So wurde die Schadstoffbelastung veganer Ernährung analysiert oder und die kritischen Nährstoffe anhand aktuellster Erkenntnisse unter die Lupe genommen und konkrete Empfehlungen abgegeben. Auch Einsteiger-Kurse zum Veganismus und entsprechendes Infomaterial wurden anboten. Besonders bei diesen praktischen Veranstaltungen zeigte sich, wie wichtig es für VeganerInnen ist, kompetente Anlaufstellen zu haben und Unterstützung und manchmal auch Hilfestellung zu erfahren. Die Verunsicherung hinsichtlich einer gesunden veganen Ernährung ist hoch und Halb- sowie teils auch Falschwissen sind nach wie vor ein Problem. Die Veranstaltungen waren allesamt gut besucht und es wurden viele Fragen gestellt und fachkundig beantwortet.

Zudem wurden verschiedene aktuelle Projekte thematisiert und vorgestellt: Die Situation der Strassentiere in Bulgarien, die Bekämpfung der Hühnerschlachtfabrik in Wietze, die Käfigfrei-Kampagne in Deutschland und viele mehr. Auch der Bereich der Haustiere wurde angesprochen. Themen wie die vegane Ernährung von Hunden und Katzen, die antiautoritäre Hundehaltung und auch die Kritik des Bildes von Hunden als Medienmonster wurden in kürzeren Vorträgen und Arbeitskreisen behandelt.

Ebenfalls wurde die Tierrechtsarbeit an sich sehr praktisch analysiert, Überlegungen hinsichtlich Effektivät waren dabei zentral: Wie können (vegane) Kampagnen noch effektiver geführt werden? Welche Rolle spielen Psychologie und Motivation bei der Entscheidung zu tierfreundlichem Handeln und langfristigem Engagement für die Tierrechtsarbeit?  „Donnerstag ist Veggietag“ oder die Einführung eines Vegan-Angebotes in Deutschen Uni-Mensen („Klima-Essen“) wurden als Beispiele aufgeführt, wie vegane Anliegen erfolgreich einem grösseren Publikum näher gebracht werden können. Es wurde aufgezeigt, wie wichtig langfristige strategische Überlegungen sind, um ein optimales Verhältnis aus Input und Impact zu erzielen.

Die Tierrechtsarbeit professionalisiert und wandelt sich sichtbar. Es war eindrücklich, diese verschiedenen Perspektiven und Ansätze nebeneinander zu hören. Noch spannender wird es sein, wie sie sich künftig formen und entwickeln werden. Plattformen wie ein Tierrechtskongress bekommen in dieser Pluralität einen enorm hohen Stellenwert, weil sie vernetzen, Gedanken anregen und das wechselseitige Verständnis fördern.

Thematisiert wurde natürlich auch die Repression, mit der sich die ganze Tierrechts-Gemeinschaft in Österreich in den letzten Jahren sowie auch immer noch aktuell konfrontiert sieht. Dabei waren die meisten direkt im Prozess involvierten am Kongress zugegen und konnten auch im persönlichen Gespräch eindrücklich davon berichten. In der Aussenperspektive ist es nach wie vor unfassbar, was dort passiert ist. Umso wichtiger ist es, darüber zu sprechen. Wir empfehlen auch allen, den Film zum Tierschutzprozess anzuschauen, sobald dieser in der Schweiz verfügbar ist.

Der Soziologe Matthew Cole von der Vegan Society in England gab in einem der letzten Vorträge ernüchternd zu bedenken, dass gemäss seiner Analyse der letzten Jahrzehnte der Veganismus (obwohl von Beginn weg anders beabsichtigt) in der Öffentlichkeit fast nie mit Ethik oder Tierrechten in Verbindung gebracht wird. Und das obschon so gut wie alle Studien unter vegan lebenden Menschen zeigen, dass eben diese Themen an erster Stelle stehen, wenn es darum geht, die vegane Lebensweise zu begründen.  Cole schlussfolgert, dass sich die vorherrschenden Machtstrukturen und deren Profiteure bedroht fühlen und den Veganismus als Randerscheinung bestätigen wollen. Das System schützt sich selber, wie wir das auch von anderen Machstrukturen kennen. Ein deutlicher Aufruf, in diesem Bereich einen Kurswechsel anzustreben und die vegane Lebensweise – mittels unterschiedlicher Strategien – ins Zentrum der Gesellschaft zu bringen.

Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten der Tierrechte und des Veganismus ist bisweilen anstregend, aber ungeheuer interessant und notwendig, um vorgefertigte Meinungen und Strategien zu überdenken und immer wieder kritisch zu hinterfragen. Und vor allem ist es unglaublich anregend, so viele tierrechtsaktive Menschen zu treffen, die auf ihre Weise und auch gemeinsam diesen Prozess voran bringen.

Die nächste Gelegenheit daran anzuknüpfen bietet sich im Juli an der Uni in Zürich an der Konferenz über Tiere im Recht sowie am Tierrechtskongress im September 2012 in Luxembourg.

Herzlichen Dank an die OrganisatorInnen in Wien für die beispielhafte und weitgehend reibungslose Durchführung eines solch wichtigen Anlasses.

Impressionen vom Tierrechtskongress in Wien im Dezember 2011

 

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