Mit Flyern und den üblichen veganen Leckereien ausgestattet, begab sich das Vegan-Team der Region Basel vergangenen Samstag ins Stadtzentrum, um PassantInnen zu Gesprächen und Degustationen zu verführen:
Ein frischgedrucktes Banner, das an einem Leichtgewicht von Pavillon, über einem Tisch mit Broschüren hing, warb mit “vegan Info-Stand mit Degu”. Ein Stehtisch, auf dem das noch warme Gebäck sich präsentierte, unterstützte die Anfütterung der Neugierigen.
Auf die Frage “was essen Vegane denn überhaupt?” konnte wirkungsvoll mit einem Tablett voller Häppchen gekontert werden.
Die erste Stunde hielten sich die meisten Leute konsequent daran, sich dem Stand erst zu nähern, wenn schon jemand in den Broschüren blätterte oder sich am Büffet bediente, was schnell zum naheliegenden und erfolgreichen Trick führte, dass Standmitarbeitende die Seiten wechselten, sobald Flaute war. Als wäre kurzfristig das “vegan” vom Banner gelöscht worden, trauten sie sich im Schutze der “Menge” öfter zu uns und so löste bald ein aufregendes Gespräch das andere ab.
Eine Stunde nach Ladenschluss endete dann auch für den Infostand die letzte Schicht und es wurde zufrieden zusammengepackt.
Obwohl wir unsere Tabletts immer wieder aufgefüllt hatten, fand die Gruppe sich am Ende um mehrere Kisten von unberührten Essensresten wieder; es war sichtlich zuviel gebacken worden. An und für sich kein Problem, da der Hunger sich bei allen bemerkbar machte, doch selbst nachdem zugelangt worden war, blieb noch eine beachtliche Menge über.
Trotz allgemeiner Müdigkeit blieb darum dann eine kleinere Gruppe von vier Personen zurück und machte sich gegen 22 Uhr mit einem Ziehwagen und sämtlichem Essen auf zum regen Treiben am kleinbasler Rheinufer.
Die dort gesammelten Reaktionen machten die müden Beine überraschend vergessen, denn die Leute waren innerhalb ihrer Cliquen ungewöhnlich diskussionsfreudig, auf eine sehr angenehme Weise. Es wurde zugestanden (“ja, stimmt, das ist wirklich sehr schlimm.”), weiterempfohlen (“boah, musst mal probieren, das schmeckt wie Fleisch!”), Vorsätze gefasst (“Also zuhause werde ich im Netz kucken, ob das stimmt mit den männlichen Küken.”) und bedankt. Der gegenseitige Respekt war fast schon ausserirdisch (“Danke, es war ein tolles Gespräch.”) – vielleicht begünstigt durch den Alkohol?
Letzteres trübt aber nicht die Tatsache, dass an diesem Tag erfolgreich an den Vorurteilen gegenüber der veganen Lebensweise gesägt und als nützlicher Nebeneffekt die Motivation aller Beteiligten genährt wurde, weshalb abschliessend diese Art von vegan outreach stark empfohlen sei: Backt, packt euch Broschüren, geht ans Rheinufer, an die Aare, an den Vierwaldstädtersee, irgendwohin wo Leute am Chillen sind. Verblüfft die Leute und lasst euch überraschen.
Grafik: Julienne Wenger
Fotos: Adrian Marmy
Eine Antwort
Ich bin seit zwei Jahren überzeugter Veganer. Ich vermeide es, andere von meiner Lebensweise zu überzeugen: Ich denke, ein Info-Stand mit einer Degu ist die beste Methode, dass Leute selber merken, wie vielfältig vegane Ernährung sein kann.